Klimaschutz Lebensqualitaet

Offenbachs Stadtgrün als Gemeingut Klimaschutz und Lebensqualität

Wir wollen eine Politik, die die Interessen nachfolgender Generationen immer mitdenkt. Bei allen wichtigen Themen wie der lokalen Energieversorgung, der wirtschaftlichen Entwicklung, der städtebaulichen Sanierung und dem Neubau oder der Verkehrsplanung müssen umwelt- und klimaschonende Lösungen noch stärker vorangetrieben werden.

Das Heft des Handelns sollte immer bei der Stadt Offenbach und den stadteigenen Unternehmen bleiben – die Privatisierung von Infrastruktur lehnen wir ab. Bei der Vergabe von Aufträgen soll, wo immer möglich, vorrangig auf regionale Anbieter mit tarifgebundener Bezahlung und sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung gesetzt werden. Dazu gehört auch ein sicheres Controlling der eigenen Unternehmensgruppe sowie deren Lieferketten.

Bei der Versorgung der städtischen Kantinen, beispielsweise an den Schulen, müssen bevorzugt saisonale und ökologisch nachhaltig hergestellte Produkte verwendet werden.

Bei Bauvorhaben muss die Entsiegelung und Begrünung von nahegelegenen innerstädtischen Flächen als Ausgleich verpflichtend sein, um die mikroklimatischen Auswirkungen vor Ort zu minimieren. Offenbach muss jeden Ansatz ressourcenschonenden Verhaltens unterstützen, z. B. beim Energiesparen und der Abfallvermeidung durch kommunale Programme für klimafreundliche Elektrogeräte, der Unterstützung von Haushalten mit niedrigem Einkommen oder Repair-Cafés.

Wir wollen, dass die Stadt prüft, wie sie im Sinne einer Kreislaufwirtschaft unterschiedliche wieder- bzw. weiterverwendbare Warenarten selbst sammeln, aufbereiten und zur Weiterverwendung an die Bevölkerung abgeben kann. Dabei sollen Projekte anderer Kommunen wie die „NochMall“ in Berlin und Möglichkeiten einer Finanzierung auch aus Mitteln nach dem Kreislaufwirtschaftsgesetz geprüft werden. Wo es dazu zivilgesellschaftliche Initiativen gibt, kann eine Kooperation gesucht werden. Die Stadt muss hier aber eine eigene Aufgabe wahrnehmen. Die Finanzierung muss die tariforientierte Entlohnung der erforderlichen Mitarbeiter sichern.

Parks und Grünflächen tragen wie auch Baumbestände an den Straßen der Stadt nicht nur erheblich zur Verschönerung des Stadtbildes bei und erhöhen als Erholungsflächen die Lebensqualität. Noch viel wichtiger ist die Bedeutung der Stadtbäume für das Mikroklima und damit auch die Bevölkerungsgesundheit in der Stadt. Große Stadtbäume tragen durch Verschattung und Verdunstungskühle erheblich dazu bei, die Temperaturen auch in Hitzeperioden erträglich zu halten. Ein Blick durch die Stadt zeigt aber, dass gerade diese Bäume bereits vielfach von Trockenheit geschädigt sind und zur Verkehrssicherung gefällt oder zunächst gestutzt werden mussten. Wir fordern ein sofortiges Umdenken im Konzept zur Baumpflege. Das muss künftig darauf zielen, den Baumbestand flächendeckend nicht nur numerisch durch Nachpflanzungen zu bewahren, sondern den Fortbestand jedes einzelnen Baumes durch seinen natürlichen Lebenszyklus hindurch zu gewährleisten durch rechtzeitige und ausreichende Bewässerung. Auch bei der Wahl von geeigneten Baumarten für Nachpflanzungen muss die Kühlungswirkung zentrales Kriterium sein. Da Verdunstungskühle maßgeblich mit der Wasseraufnahme eines Baumes einhergeht, wird dies mit erheblichen Anstrengungen zur Erfassung von Brauchwasser einhergehen müssen.

Auch in der Stadtplanung und -gestaltung müssen die Prioritäten neu gesetzt werden. Weder Bäumchen in mobilen Kübeln noch vermeintliche Leuchtturmprojekte wie riesige Betonkoffer für einzelne Bäume sind dabei zukunftsweisend. Bei der Planung muss ausreichend Platz für die Wurzeln der Bäume belassen und Flächen für frühzeitige Nachpflanzungen neben Bäumen, die am Ende ihres Lebenszyklus stehen, vorgesehen werden. Auch Fällungen auf Privatgrund sollen im Rahmen des rechtlich Möglichen verhindert werden. Ausgleichsmaßnahmen müssen sich an einem zeitnahen Ausgleich der mikroklimatischen Wirkung orientieren.

Ein gesunder Stadtwald hat eine erhebliche Bedeutung für das Stadtklima. Sein Erscheinungsbild hat sich in den letzten Jahren jedoch ebenfalls drastisch verändert. Einerseits beeinträchtigen bereits erkennbare Trockenheitsschäden die mikroklimatische Funktion für Offenbach. Andererseits ist durch das vorübergehende Aussetzen der Waldbewirtschaftung bis zum Beschluss eines neuen Waldkonzepts zugleich eine große Menge Totholz im Wald verblieben und die Anzahl der Monokulturen hat sich verringert. Dies wirkt sich positiv auf die Artenvielfalt von Pflanzen, Insekten und anderen Tieren aus. 

Das neue Waldkonzept liegt zum Zeitpunkt der Programmdiskussion noch nicht vor. Wir erwarten, dass das neue Konzept das Ziel verfolgt, den Stadtwald flexibel reagierend mit behutsamen Eingriffen zu einem Mischwald weiterzuentwickeln, der unter den Bedingungen des Klimawandels langfristig lebensfähig ist und dabei seine wichtigen Funktionen für das Stadtklima, die Erholung der Offenbacher*innen und für die Artenvielfalt erfüllt. Statt Ertragserzielung werden hierzu Pflegekosten nötig sein.

Auf anderen Flächen außerhalb der Bebauungsgrenzen im städtischen Einflussbereich soll das Konzept der Wildnisinseln, etwa in Form von Feldholzinseln, angewendet werden. Wichtig ist uns dabei, dass die Natur für Menschen zugänglich bleibt. Der Kontakt zur Natur ist für viele Menschen ein wichtiger Ausgleich zu den Belastungen des Alltags. Die Einrichtung reiner Naturschutzgebiete, die von Menschen nicht betreten werden dürfen, halten wir nur in Ausnahmefällen für sinnvoll.

Wir setzen uns dafür ein, dass der Schultheisweiher als naturnahe und attraktive Schwimmgelegenheit unbedingt erhalten bleibt.

Nachbarschaftsgärten oder Urban Gardening Projekte können nicht nur die lokale Selbstversorgung stärken und eine wichtige Ergänzung der Vielfalt innerstädtischen Grüns sein, sondern in der Bevölkerung auch das Bewusstsein für die natürlichen Grundlagen unseres Lebens festigen. Die Stadt sollte daher in allen Stadtteilen mögliche Flächen für solche Projekte, wie die „Internationalen Gärten” identifizieren und entsprechende Initiativen fördern oder selbst ins Leben rufen, etwa über das Quartiersmanagement.

Die Linke fordert:

  • die Fokussierung der „Waldbewirtschaftung“ auf die mikroklimatische Funktion des Waldes für die Stadt, auf die Erholungsfunktion für die Einwohnerschaft und auf die Artenvielfalt.
  • Natur muss für die Menschen zugänglich bleiben.
  • den unbedingten Erhalt der Kühlungswirkungen des Stadtgrüns.
  • eine stärkere Förderung von Müllvermeidung und Kreislaufwirtschaft.
  • den Erhalt des Schultheisweihers.
  • die Förderung von Nachbarschaftsgärten und Urban Gardening Projekten.
  • Die Handlungsfähigkeit der Stadt muss nachhaltig gewahrt bleiben: keine Privatisierungen!